Sag mir, welche Sonnenbrille Du trägst und ich sage Dir, wie Du die Welt siehst.

Wie wirkt dieser Satz auf Dich?

Vor kurzem habe ich im Unterricht einen Text mit einer Lernerin gelesen.

Er heißt: Die Sonnenbrillenanalogie.

Er bezieht sich darauf, wie wir die Welt sehen und kann ein kleiner Denkanstoß sein, über wie wir die Welt sehen.

Der Autor lädt den Leser ein, sich ein Land vorzustellen.

Ein Land, in dem Menschen mit zwei Beinen, zwei Armen, einer Nase, zwei Augen,

zwei Ohren, einem Mund und einer gelben Sonnenbrille geboren werden.

Die Sonnenbrille war schon immer da und schon immer gelb.

Und niemand hat das je in Frage gestellt.

Alles, was diese Menschen gesehen, erfahren und gelernt haben, wurde immer durch diese gelbe Brille gefiltert.

Dann lädt der Autor ein, sich ein anderes Land vorzustellen.

Ein Land, in dem Menschen mit zwei Beinen, zwei Armen, einer Nase, zwei Augen,

zwei Ohren, einem Mund und einer blauen Sonnenbrille geboren werden.

Auch hier, hat das niemand als seltsam empfunden, dass die blauen Sonnenbrillen je da waren.

Alles, was diese Menschen je erlebt haben, wurde durch die blaue Sonnenbrille gesehen.

Nun ist ein Reisender mit gelber Sonnenbrille, der in das andere Land geht, intelligent genug,

die blaue Sonnenbrille aufzuziehen, damit er das Land „sehen und erleben“ kann.

In der Geschichte bleibt der Reisende mit gelber Sonnenbrille im Land der blauen Sonnenbrillen und hat das Gefühl,

viel über die Werte, Erfahrungen und Glaubenssätze der Menschen gelernt zu haben.

Zurück in seinem Land, erklärt er sich nun als Experte des Landes der blauen Sonnenbrillen und behauptet,

die japanische Kultur sei grün.

Was ist hier passiert?

Was lernen wir daraus?

Warum ist diese Geschichte interessant?

Weil sie verschiedene Aspekte anspricht, die spannend sind.  

Wir sehen die Welt durch unseren ursprünglichen Filter

Diese Geschichte zeigt, dass wir, obwohl wir eine andere Brille aufsetzen,

trotzdem von unserer ursprünglichen Brille geprägt sind.

Das bedeutet, wir sind von den Werten, Erfahrungen, der Weltsicht der Gesellschaft/ oder der Gesellschaften geprägt,

in der/denen wir groß geworden sind.

Wir versuchen die Eindrücke, die wir von einem anderen Land haben, zu verstehen,

indem wir versuchen, es durch die Brille des Landes zu sehen und dabei vergessen, dass es auf unsere eigene Erklärung der Welt basiert.

Es ist also so, dass, obwohl wir denken, ein Land besonders gut zu kennen,

unsere Sicht auf die Dinge immer noch etwas von unserer ursprünglichen Sicht geprägt ist.

Jede Kultur beeinflusst uns

Diese Geschichte illustriert auch schön, dass sobald wir andere Sonnenbrillen aufsetzen,

die Welt in anderen Farben zu sehen ist.

Das heißt, sobald wir andere neue Regionen oder Ländern kennenlernen, wir einen Teil der Welt sehen , den wir vorher noch nicht gesehen haben,

bzw. noch nicht bemerkt haben.

Es wird uns bewusst, dass das, was wir als Realität empfunden haben, nur eine Art und Weise ist, die Welt zu sehen.

Wir sehen mehr Farbnuancen und diese bereichern das, was wir sehen.

Wenn wir irgendwo anders leben, oder einen starken Kontakt zu einer anderen Kultur haben,

färbt diese Farbe auf uns ab.

Die neue Weltsicht, die sich bei uns entwickelt, wird zu einer neuen Dimension.

Das Problem bei diesem Beispiel ist, dass Kultur wieder als etwas Festes und Geschlossenes gesehen wird- hier als Brille.

Laut diesem Beispiel besitzt man nur eine einfarbige Sonnenbrille, wenn man in einem Land geboren ist und aufwächst.

Das ist ja eigentlich nie der Fall, denn wir werden, egal, wo wir aufwachsen, immer in Kontakt mit anderen kulturellen Elementen sein.

Wenn Du mit mehreren Kulturen aufgewachsen bist, trägst Du von Anfang an eine farbige Brille.

Personen, die nun mit mehreren Kulturen aufwachsen,

haben von Beginn an eine farbige Brille auf.

Für sie, ist es nicht richtig möglich die Welt einfarbig zu sehen,

da sie von Beginn an mit mehreren Weltsichten aufwachsen.

Es ist ein großer Vorteil, dass sie von Beginn an wissen, dass die Welt nicht einfarbig ist.

Die Welt wird einfacher verstanden, da man weiß, dass sie aus vielen Farben besteht.

Kommt eine neue hinzu, wird es nicht als zu seltsam empfunden.

Aber gibt es überhaupt noch einfarbige Brillen?

Heutzutage steht man mit viel mehr Kulturen in Berührung als früher.

Warum sollte man also, in Zeiten der Globalisierung, die Farben kategorisieren und getrennt voneinander betrachten?

Das ist heute irgendwie nicht mehr die Realität.

Wir tragen fast alle Brillen, die einige Farbklekse enthalten.